Es ist allgemein bekannt, dass Fentanyl beziehungsweise seine Vorläufersubstanzen in großem Ausmaß aus China in den Westen gelangen. In die USA gelangt die daraus hergestellte Droge meist über Mexiko und Kanada, wobei die Drogenkartelle eine große Rolle spielen.
Ein Interview mit Joe Rogan
Am 6. Juni sprach der neue FBI-Direktor Kash Patel mit Podcaster und MMA-Kommentator Joe Rogan auf dessen 20-Millionen-Abonennten-Kanal „The Joe Rogan Experience“. Das Interview erreichte nach ein paar Tagen bereits über 3 Millionen Aufrufe, über 35.000 Kommentare und knapp 100.000 Likes – wahrscheinlich auch, da Patel über die Ermittlungen im Jeffrey-Epstein-Fall berichtete.
Der FBI-Chef sprach von einem langfristigen Plan des kommunistischen Chinas, die USA dadurch zu schwächen, dass es die nationale Fentanylkrise anheize. Denn die Wurzel dieser Drogenkrise in den USA liege aufgrund des Exports der Vorläufer bei der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh), fügte er hinzu.
Auf eines wollte Patel noch hinweisen: Der kommunistische Staat verdiene mit den Exporten von Fentanyl-Vorläufersubstanzen „nicht viel Geld“, so der FBI-Direktor. „Meiner Meinung nach hat die KPCh dies gezielt eingesetzt, weil wir ihr Gegner sind“, sagte Patel.
FBI-Direktor Kash Patel am 7. Mai 2025 in Washington, D.C. vor dem Haushaltsausschuss des Repräsentantenhauses im Rayburn House Office Building auf dem Capitol Hill.
Foto: Chip Somodevilla/Getty Images
Ein langfristiger Plan gegen Amerika
Langfristig gehe es seiner Meinung nach darum, die Vereinigten Staaten in die Knie zu zwingen. Der langfristige Plan sei es, „Generationen junger Männer und Frauen auszuschalten“, die Berufe wie Polizisten, Soldaten oder Lehrer hätten ergreifen können.
Patel erklärte, dass China „die Welt getäuscht“ und verkündet habe, den Verkauf des Vorläuferstoffs X zu stoppen. „Das Problem ist nur, dass es 14 andere Vorläuferstoffe gibt, aus denen man Fentanyl herstellen kann, und die werden weiterhin alle verschickt.“
Im März hatte der US-Präsident Donald Trump 20 Prozent Zusatzzölle wegen Fentanyl auf chinesische Importe verhängt, weil „China keine angemessenen Schritte unternommen hat, um die Drogenkrise durch kooperative Durchsetzungsmaßnahmen zu lindern“, hieß es in der entsprechenden Durchführungsverordnung des Präsidenten.
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Drogenwege über Indien, Mexiko und Kanada
Laut Patel habe US-Präsident Trump jedoch bereits eine „erstaunliche Arbeit“ bei der Verfolgung von Drogenkartellen und der Sicherung der südlichen Grenze geleistet.
Neben China wurden auch Mexiko und Kanada Anfang März mit entsprechenden Zöllen von 25 Prozent bedacht. „Riesige Mengen Fentanyl sind aus Mexiko in unser Land geströmt, und wie Sie wissen, auch aus China, von wo aus es nach Mexiko und Kanada gelangt“, hatte Trump dazu erklärt.
Das FBI habe laut Patel eine große Kampagne gegen in China ansässige Unternehmen gestartet, die Fentanyl-Vorläufer herstellen. Allerdings hätten diese daraufhin ihre Lieferungen in Richtung Indien und Kanada umgelenkt.
Man arbeite zudem mit Indiens Regierung zusammen: „Wir werden die Firmen finden, die das kaufen, und wir werden sie schließen. Wir werden Sanktionen gegen sie verhängen. Wir werden sie verhaften, wo wir können. Wir werden sie in Amerika anklagen, wenn möglich. Wir werden sie in Indien anklagen“, sagte Patel.
Die US-Anti-Drogenbehörde DEA sieht in ihrer jüngsten nationalen Bedrohungsanalyse die mexikanischen Kartelle als größtes Problem im Fentanylhandel an. Sie beziehen ihre Rohchemikalien aus China und Indien. Allerdings verweist man auch auf die sich ausweitende Produktion synthetischer Drogen in hochentwickelten Fentanyl-„Superlaboren“ in Kanada.
Der Griff nach den Jüngsten
FBI-Chef Patel warnte vor der Hinterhältigkeit der Drogenhändler, die Fentanyl in gefälschte Medikamente mischen oder in die Form von Süßigkeiten oder Gummibärchen bringen, um sie für junge Menschen attraktiver zu machen.
„Ich habe dem Präsidenten und dem amerikanischen Volk versprochen, dass auf unseren Straßen keine Kinder an einer Fentanyl-Überdosis sterben werden. Geben Sie mir nur noch etwas Zeit. Wir führen weltweit eine groß angelegte Kampagne zu diesem Thema durch“, sagte Patel diesbezüglich im Interview.
Die tödlichste Droge in Amerika
Im Jahr 2024 beschlagnahmten die US-Behörden laut der amerikanischen Anti-Drogenbehörde DEA über 60 Millionen Fentanyl-Pillen und 3,6 Tonnen Fentanylpulver. Die DEA erklärte, dass dies für „380 Millionen tödliche Dosen“ ausreiche – also für die gesamte amerikanische Bevölkerung.
Nach Angaben der DEA starben in den USA 2023 etwa 107.000 Menschen an einer Überdosis Drogen – mehr als 70 Prozent davon an einer Überdosis Fentanyl oder anderer synthetischer Opioide.
Die damalige DEA-Chefin Anne Milgram erklärte im November 2022: „Fentanyl ist die weitaus tödlichste Droge, die unsere Nation je erlebt hat.“ Es sei allgegenwärtig – von den „Großstädten bis ins ländliche Amerika“ – keine Gemeinde sei vor diesem Gift sicher, so Milgram.
Auf der DEA-Website ist eine Timeline „Faces of Fentanyl – Exhibit“ zu sehen, eine Timeline des Todes: Fentanyl-Opfer mit Foto, Alter und Name – Babys, Kindergartenkinder, Schüler, Jugendliche und Erwachsene bis ins hohe Seniorenalter.
Fentanyl tötet auch in Deutschland
Auch in Deutschland ist Fentanyl als Droge längst angekommen. Die Deutsche Aidshilfe testete im Rahmen des Bundesmodellprojekts RaFT (Rapid Fentanyl Tests) zwischen März und August 2023 Heroinproben in 17 Drogenkonsumräumen in sieben deutschen Städten.
Von den getesteten 1.401 Heroin-Proben enthielten 3,6 Prozent 50 Proben Fentanyl-Beimengungen. Die Deutsche Aidshilfe warnt vor den billig und einfach zu produzierenden und extrem wirkungsvollen künstlichen Opioiden in einem Kurzbericht vom Februar 2024 zu der Studie:
„Während bei Heroin 200 Milligramm tödlich wirken, sind es bei Fentanyl schon 2 Milligramm.“
Die tödliche Dosis von Fentanyl ist sehr klein. 1 US-Penny entspricht in der Größe etwa 2 Euro-Cent.
Foto: Screenshot Youtube & DEA
Deutschland: Drogentote auf Rekordniveau
In Deutschland starben 2023 nach Angaben des Bundesdrogenbeauftragten 2.227 Menschen an Drogen – „die höchste Zahl, die je registriert wurde“ – davon mindestens 712 im Zusammenhang mit Heroin, 610 durch Kokain und Crack sowie 654 durch Opiat-Ersatzstoffe.
Bei der Deutschen Aidshilfe heißt es weiter, dass aufgrund der extrem starken Wirkung eine sichere Dosierung synthetischer Opioide kaum möglich sei. Die Hilfsorganisation berichtete im Jahr 2022 von „nachweislich“ 83 Menschen, die unter Einwirkung synthetischer Opioide gestorben seien, schätzt die wirkliche Zahl jedoch höher ein.
Auch der Bundesdrogenbeauftragte befürchtet „in der Realität noch mehr Drogentodesfälle“ – weil es „viel zu wenige toxikologische Gutachten und Obduktionen“ gebe.
Steffen Munter – Journalist und Autor. Er schreibt mit gesundem Menschenverstand über deutsche und internationale Politik, China und gesellschaftliche Entwicklungen.